Verzeichnungseinheiten
Hier können Sie sich die Verzeichnungseinheiten, die von diesem Archiv erfasst wurden, auflisten lassen.
Historischer Kontext
Der Wiener Kongress hatte die Herrschaftsverhältnisse in der Lausitz, dem Siedlungsgebiet der Sorben, neu bestimmt. Gemäß dem Friedensvertrag zwischen Preußen und Sachsen vom 18. Mai 1815 verblieb nur ein Teil der Oberlausitz bei dem im Krieg unterlegenen Königreich Sachsen, während das siegreiche Königreich Preußen die Niederlausitz und den Norden und Osten der Oberlausitz erhielt. Unmittelbar im Anschluss wurde im preußischen Teil der Oberlausitz die überkommene landständische Verfassung beseitigt, die Verwaltung modernisiert und das Gebiet in die preußische Provinz Schlesien integriert (Regierungsbezirk Liegnitz, umgangssprachlich: Niederschlesien).
Auch im preußischen Teil der Niederlausitz wurden die Rechte der Stände aufgehoben, die einheitliche Rechts- und Verwaltungsordnung des preußischen Zentralstaates eingeführt und das Gebiet in sieben Landkreise formiert. Die Zentren der niedersorbischen Kultur lagen nunmehr in der preußischen Provinz Brandenburg (Regierungsbezirk Frankfurt/Oder). Diese Verwaltungsstruktur blieb im Wesentlichen unverändert, bis auf der Potsdamer Konferenz 1945 beschlossen wurde, das Gebiet der Provinz östlich der Oder-Neiße-Linie unter polnische Verwaltung zu stellen. Der in der Sowjetischen Besatzungszone gelegene westliche Teil der Provinz ging dann im neu geschaffenen Land Brandenburg auf, das später ein Gliedstaat der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde.
Überlieferungsgeschichte
Die Unterlagen der staatlichen Verwaltungen der preußischen Provinz Brandenburg (Regierung sowie Regierungspräsidium Frankfurt/Oder) sind heute überliefert im Brandenburgischen Landeshauptarchiv mit Sitz in Potsdam (BLHA). Allerdings liegen kaum sorabistisch relevante Archivalien vor. Die hier einschlägigen Bestände wie bspw. die Überlieferung der preußischen Regierung in Frankfurt/O. („Rep. 3B Regierung Frankfurt/O.“) aus dem Zeitraum 1918 bis 1945 haben große Kriegsverluste erfahren. Weitere einschlägige Bestände wie etwas die der Ortspolizeibehörden sind ebenfalls nur lückenhaft überliefert, die Aktenlage zu den Amtsbezirken und Kreisverwaltungen ist unterschiedlich, aber gleichwohl schlecht.
Die Überlieferung der preußischen Regierung in Liegnitz befindet sich heute im Archivgewahrsam des polnischen Staatsarchivs (Archiwum Pañstwowe w Wrocławiu). Die Überlieferungslage ist vergleichbar mit der o.g. des Regierungsbezirks Frankfurt/Oder. Entsprechend können an dieser Stelle durch das Digitale Archivportal zur Geschichte der Sorben nur einige wenige Unterlagen aus der Provenienz preußischer Provinzialbehörden präsentiert werden.
Sorabistische Relevanz
Das monarchische Preußen wie auch der Freistaat Preußen verfolgten gegenüber den Angehörigen des sorbischen Volkes jederzeit eine Assimilierungspolitik. Die sorbische Sprache und Kultur waren den preußischen Autoritäten verdächtig und sollten nicht nur nicht gefördert, sondern verdrängt und langfristig durch das Deutsche ersetzt werden. Die wenigen überlieferten Dokumente belegen exemplarisch diese Haltung sowie auch die konzertierte Sorbenpolitik des Reiches und der Freistaaten Preußen und Sachsen.